Ausstellung Erinna König am 19.4.2020
„Dass Erinna König nun in der Thomas Schütte Stiftung eine repräsentative Auswahl ihrer Skulpturen seit den 1970er Jahren ausstellt, ist ein großes Glück. In der 2015 von Thomas Schütte gegründeten Skulpturenhalle haben bisher sehr renommierte Künstler wie Mario Merz, Richard Deacon, Richard Long, Juan Munoz, Matt Mullican oder als bisher einzige Künstlerin, Paloma Varga-Weisz, ausgestellt.
Die Ausstellung findet damit in einem international etablierten Kontext statt, der für die ‚Neuentdeckung‘ ideal ist. König ist neben Paloma Varga-Weisz die erste Künstlerin, die in dem seit vier Jahren aktiven Ausstellungsort ausstellt.
Kurator ist wie immer Dieter Schwarz, ehemaliger Direktor des Museums Winterthur, ein enger Kollaborateur von Thomas Schütte, der die Ausstellungen ehrenamtlich vorbereitet, einrichtet und die kleinen schönen Kataloge herausgibt“
Rita Kersting, stellvertretende Direktorin Museum Ludwig Köln
Zum Werk:
Es soll „das bisher nur sehr wenigen Menschen bekannte Werk der Künstlerin Erinna König erstmals in größerem Rahmen gezeigt werden. Die 1947 in Warstein geborene und an der Düsseldorfer Kunstkademie ausgebildete Künstlerin hat ein formal und medial vielfältiges Werk geschaffen, das aus vielerlei Gründen nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die es verdient.“
„Einen kleinen Einblick in Königs Schaffen bekam man zuletzt vor drei Jahren in der Ausstellung ‚Ruhe vor dem Sturm postminimalistische Kunst aus dem Rheinland‘ im Museum Morsbroich in Leverkusen, für die die Kuratorin Stefanie Kreutzer neuere und ältere Arbeiten auswählte, die viele Leute – mich eingeschlossen – durch ihre Kraft und Poesie überraschten“
„Ende der 1960er/Beginn der 1970er Jahre realisierte König minimalistische konzeptuelle Arbeiten, so z.B eine raumgroße Installation mit Leinen-und Bettwäsche für eine Ausstellung mit der Beuys-Klasse im Schloss Charlottenborg, Kopenhagen. Erinna König experimentierte während und nach ihrem Studium an der Akademie mit vielen Materialien, mit Foto und Film, mit möbelähnlichen Skulpturen und mit Malerei.“ Zum Ende der 1970er Jahre „reduziert König Ihre Arbeiten: zum einen wird das Werk wieder minimalistischer im formalen Ausdruck, zum anderen bauen ihre Skulpturen immer mehr auf im urbanen Umfeld gefundenen Objekten auf. Das Hausinnere mit Knüpfteppichen, Tischen und Regalen sowie das Draußen der Straße mit Baumaterialien und tektonischen Elementen bilden im Werk der Künstlerin durchgängig Angel- und Ausgangspunkt.
Mit „Machtpeter“ 1991, einer stilisierten Maske oder der kaum sichtbar eingeschriebenen Figur in ein Frotteetuch („Mama, Manama, Mammamia, 2000“) wird immer klarer, wie sehr der abwesende menschliche Körper in den Arbeiten eine zentrale Rolle spielt. Sie schreibt ihn in konventionelle Designanleihen ebenso wie in fiktive Strukturen und Architekturen ein. Er ist niemals sichtbar und doch in fast allen Bildern und Skulpturen präsent. Dabei ist die Vielfalt der Mittel und Medien, die König in den fünf vergangenen Dekaden für ihre innovativen und oft auch aus heutiger Sicht überraschend frischen Arbeiten nutzt, verblüffend. Und auf den zweiten Blick erkennt man ein Interesse nicht nur am menschlichen Körper als Form sondern auch an Fragen der Zivilisation, an Spuren und Markierungen die der/die einzelne oder auch ein nationales Kollektiv hinterlässt: (‚Kreuzstich‘ 1984 oder ‚KZ 1- 7‘2002.)
Rita Kersting, stellvertretende Direktorin Museum Ludwig Köln
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