Anthony Caro
10.09.2017 – 17.12.2017
Kuratiert von Dieter Schwarz
Eine abstrakte Skulptur zu konzipieren, das war die Aufgabe, die sich Anthony Caro stellte, als er Ende der 1950er Jahre mit der abstrakten amerikanischen Malerei in Berührung gekommen war. Eine Skulptur, die “in einem Raum so wichtig war wie eine Person”. Seine ersten Werke baute Caro aus normalen Stahlträgern, wie man sie für Bauten verwendet. Anstatt sie aufzurichten, legt er sie auf den Boden, nebeneinander und aufeinander – sie stehen in der realen Welt. Die Teile sind nicht miteinander verbunden, doch sie wirken zusammen, und jedem von ihnen kommt unabhängig von seiner Dimension dieselbe Bedeutung für das Ganze zu. In klaren Farben bemalt, entwickelt sich die Skulptur im Raum. Anstelle einer Figur erschaffen ihre Elemente eine offene Situation, in die der Betrachter einbezogen wird.
Über die Jahre wird Caros Arbeit immer bildhafter. Ein erstes Anzeichen dafür ist das Maschengitter, das die in die Tiefe gestaffelten Elemente zusammenfasst. Anstelle von gegebenen Materialien arbeitet er nun mit individuellen Formen, und mehr und mehr setzt er die Skulptur in ein begrenztes Spielfeld, macht sie zur Bühne, auf der er Szenen präsentiert. Oft wählt Caro maschinelle Einrichtungen, Funktionen mit unbekanntem Zweck, die er zu Bildern umdeutet. Neben die Bemalung tritt die Wirkung des Metalls – Corten-Stahl, Messing –, das mit Acrylglas kombiniert wird, um Licht in die Konstruktion einzubringen.
Eine Erfindung Caros sind die Table Sculptures. Zwar sitzen sie auf Sockeln, doch einzelne Elemente greifen darüber hinaus und dringen in den Raum des Betrachters ein.
Es gibt bei Caro keine Entwürfe und Vorarbeiten, es gibt nur die improvisierte Arbeit am Werk selbst. Und doch gibt es von den Skulpturen Modelle, die in dieser Ausstellung zu sehen sind. Sie dienten als Inventar des bereits Geschaffenen – Modelle after the fact –und sind deshalb ungewöhnlich perfekt.
Dieter Schwarz