Erinna König
bis 16.08.2020
Kuratiert von Dieter Schwarz
Betritt man Erinna Königs Ausstellung in der Skulpturenhalle, so sieht man sich in einer seltsam vertrauten Umgebung: Man erkennt Spiegel, Stuhl, Bettstatt, Gardine und andere Einrichtungsdinge; die Werke lehnen sich an Formate von Bildern und Plastik an. Weder handelt es sich um Malerei noch um Skulptur. Königs plastische Werke haben eine malerische Seite, und was malerisch erscheint, erweist sich als dinglich. Stets ist ein Gegenstand da, von dem aus die Künstlerin denkt und gestaltet.
In der Ausstellung treten wiederkehrende Elemente auf, drei Säulen, drei Kalligraphien und drei Masken, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausformung über den Raum hinweg miteinander sprechen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie zu Teilen auf vorgefundenen Dingen basieren. Diese Teile sind so in das Werk eingearbeitet, dass der Ausgangspunkt kaum mehr erkenntlich ist. Erklären tun diese Bezüge nichts, es bleibt auch nicht beim Faktischen. König beobachtet die Welt, ist von manchen Gegenständen getroffen und versucht sie weiterzudenken – die Erfahrung zu objektivieren und zugleich ihr Geheimnis zu schützen. Sie definiert die Elemente eines Werks genau und sucht für die Herstellung ungewöhnliche technische Verfahren. Das Spektrum der Materialien ist weit und wiederholt sich kaum.
Die wie Schilder angebrachten Kalligraphien oszillieren zwischen dem Entzifferbaren und der freien Arabeske, so wie die teerschwarzen Schatten auf der Wand. Die Zeichen appellieren an den Blick. Dies tun die Falten des rosafarbenen Frotteetuchs, in denen man ein Antlitz vermutet, ähnlich der stoffdrapierten Nacht. In Erinna Königs Werken gibt es keine eindeutige Geschichte, die vorgetragen wird, kein Rätsel, das sich auflösen lässt. Aus den Fundstücken wird ein vieldeutiges Bild, eine Metapher, in der sich jedes Teil zu einem zuvor ungesehenen Ganzen fügt.
Dieter Schwarz
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Gefördert durch die Kunststiftung NRW