Juan Muñoz
13.04.2018 – 12.08.2018
Kuratiert von Dieter Schwarz
Juan Muñoz (1953–2001) zählt zu den Künstlern, die in den 1980er Jahren als Reaktion auf den Minimalismus und andere abstrakte Strömungen die figurative Skulptur wieder ins Spiel brachten. Muñoz ist ein Erzähler, der sich der Zeichnung und des Raums bedient, in den er Figuren und Dinge stellt. Es geht um die Grundsituation, mit der jede Erzählung beginnt – eine Person tritt in einen Raum.
Der Raum ist durch alltägliche Objekte angedeutet – eine Wendeltreppe, Balkone, einen Handlauf. Es sind vertraute Dinge, Requisiten für ein Theaterstück, das ungespielt bleibt. Erstmals zeichnet Muñoz mit der Wendeltreppe im Raum die für ihn typische Figur der Umdrehung. Die Balkone suggerieren Hauswand und Außenraum; der Handlauf markiert eine Passage, bietet Sicherheit an, doch auf der Rückseite ist ein aufgeklapptes Messer angebracht – eine versteckte Bedrohung ohne ersichtlichen Grund.
Als Figuren verwendet Muñoz Puppen, Zwerge, Ballerinen – Motive aus der Kunstgeschichte – neben alltäglichen Personen in vertrauten Situationen und erschafft daraus kammerspielartige Situationen, Spiele zwischen Wahrheit und Vorspiegelung, Lachen und Trauer, Macht und Ohnmacht. Raffiniert bezieht er den Betrachter darin ein und bricht zugleich dessen unmittelbare Nähe zu den Figuren, indem diese zwar lebensnah, doch unterlebensgroß ausgeführt sind.
Muñoz’ Kunst ist eine des Fragments, Ausschnitte aus einem unbekannten Geschehen. Der Ausdruck von Antlitz und Haltung der Figuren scheint etwas auszudrücken, besonders wenn sie zu zweit oder in Gruppen miteinander verkehren. Doch sie tun nur, als ob sie etwas täten; jede Figur steht und handelt für sich, isoliert und in sich gekehrt. Ein Bild dafür ist das Modell mit den Trommlern, die jeder für sich unhörbar trommeln und den Spiegel als ihr Publikum haben. Oder es sind die zu Conversation Pieces arrangierten Figuren ohne Vergangenheit und ohne Zukunft – in freundlicher Kommunikation erstarrt.
Dieter Schwarz